Die Stromer-Premiere
Jeep Avenger BEV
Der Avenger ist das erste Elektroauto von Jeep und er wird in Europa für Europa gebaut. Er trägt zwar einamerikanisches Gesicht, ist aber durch und durch europäisch. Denn mit einer Länge von lediglich 4,08 Metern ist er erheblich kürzer als ein VW Golf. Der Elektromotor kommt aus einem französischen Werk, vom Band läuft er im polnischen Tychy, die Lithium-Ionen-Batterien werden aus einem CATL-Werk in Polen bezogen.
Optisch steht der Jeep jedenfalls stämmig auf der Straße: Mit weit ausgestellten Kotflügeln, hohen Seitenschwellern und verplankten Radhäusern haben es die Designer verstanden, dem Avenger eine echte Gravel-Optik zu geben, die durch 18-Zoll-Räder noch verstärkt wird. Auch in der Heckansicht lässt der Avenger keine Zweifel aufkommen, dass er ein echter Jeep ist. Auf den Rückleuchten prangt wie schon beim Wrangler und Renegade das Jeep X. Innen ist er erfrischend jugendlich gestaltet.
Der Elektromotor mit 400-Volt-Architektur leistet 115 kW / 156 PS und mobilisiert 260 Newtonmeter Drehmoment. Einen brutalen Elektroauto-Punch vermissen wir zwar - auch nicht im Sport-Modus - aber um flott noch eine Lücke im fließenden Verkehr nutzen, reicht es allemal. Dennoch verfügt die Liste der Fahrmodi neben Sport, Normal und Eco auch über Schnee, Sand und Schlamm. In der Praxis wird da lediglich das Drehmoment angepasst, für ausgedehnte Offroadtouren reicht das nicht. Aber immerhin gibt es auch eine Bergabfahrhilfe.
Die Stadt empfiehlt sich auch wegen der Reichweite. Nach Herstellerangaben können mit einer Ladung des 51 kWh Akkus bis zu 550 Kilometer zurückgelegt werden. Wir schafften aber knapp 300. Im Fahrmodus B wird die Rekuperationskraft verdoppelt, aber Achtung: Der Wagen bremst nicht bis zum Stillstand, One-Pedal-Driving ist nicht möglich. Die Lenkung ist angenehm direkt und straff, das Fahrwerk bügelt Querfugen ebenso glatt, wie böse Aufwürfe oder Schlaglöcher. Selbst spitze Kurven kann man mit dem Avenger recht flott durchlaufen, denn noch bevor es Probleme mit der Traktion gibt, regelt das ESP zuverlässig alle Gefahren weg. Die Leistungsentfaltung ist angenehm rund.
Die Ladeleistung des Akkus schwankte bei uns zwischen 40 und 100 kW an der DC-Schnellladesäule, im Schnitt brauchte es rund 35 Minuten um von 10 auf 80 Prozent zu laden. An der 11-kW-Wallbox dauert die volle Ladung dann dreiphasig fünfdreiviertel Stunden. Nicht wahnsinnig schnell, aber akzeptabel für ein Fahrzeug, das für den urbanen Raum konzipiert ist. Der Stromverbrauch bewegte sich bei uns zwischen 13,5 und 20,5 kWh auf 100 Kilometer.
Die Bedienung des Jeep Avenger funktioniert über einen 10,25 Zoll großen Touchscreen und auch über haptische Tasten. Da findet man sich grundsätzlich im Avenger recht schnell zurecht, allerdings wird es bei der Sitzheizung beispielsweise etwas verwirrend: Sie kann über den Touchscreen an insgesamt drei Stellen angewählt werden. Das Infotainment selbst reagiert sporadisch zeitversetzt auf Eingaben, die Wischgesten werden dann träge und ruckelig umgesetzt.
Der Avenger BEV ist ein Fronttriebler, Offroad-Tugenden sind hier also ebenso fehl am Platz wie wuchtige Fahrleistungen. Für Hohlwege und Schotterpisten reicht die Bodenfreiheit under Böschungswinkel allemal. Der Elektro-Avenger punktet aber mit Fahrsicherheit, Optik – Innen wie Außen und ordentlicher Verarbeitung.
Technische Daten: Jeep Avenger BEV
Motor: Permanent Synchron-Elektromotoren, 115 kW / 156 PS
260 Nm max. Drehmoment
Batterie: Lithium-Ionen, 54 kWh
Reichweite: 550 km (laut Hersteller), Testreichweite ca. 300 km
Laden: AC 11 kW, 3-Phasig (0-100%): 5:34 Stunden
max. DC-Ladeleistung: 100 kW
DC-Ladedauer (10-80%): 0:27 h
CO2: 0 g/km
Antrieb: Frontantrieb, 1-stufiges Reduktionsgetriebe
Spitze: 150 km/h
Testverbrauch: 13,5 - 20,5 kWh/100 km
Kofferraum: 355–1.252 l Liter
Preis: ab 38.500,- €, Preis des Testwagens (Ausstattung Summit) 43.500 (jeweils 0% NOVA)